Weiterbildung Systemische Paartherapie und Paarberatung
„Zwei sind nötig, damit eine*r sich kennen lernt“
Leitung: Ingrid Voßler
Die Nachfrage nach Systemischer Paartherapie hat stark zugenommen, ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.
Was könnte eine plausible Erklärung für dieses Phänomen sein? Komplexe gesellschaftlich-soziale Entwicklungen wirken auf Paare ein: Beispielsweise werden aktuell mehr als 50 % aller Ehen in deutschen Großstädten geschieden, unerfüllte Sehnsucht nach Liebe und Partnerschaft ist ein gesellschaftliches Dauerthema. Die Ansprüche an Paarbeziehungen sind hoch. Paare stehen durch eigene und fremde unrealistische Erwartungsbelastungen enorm unter Druck.
Gleichzeitig, und damit zusammenhängend, ist die Inanspruchnahme von externer Hilfe „salonfähig“ geworden. Die Bereitschaft, hierfür auch finanziellen Aufwand zu betreiben, hat ebenfalls deutlich zugenommen.
Ziele der Weiterbildung
Beratung und Therapie von Paaren ist aus unserer Sicht viel mehr als eine Settingfrage. Sie ist ein eigenständiges und komplexes Praxisfeld mit besonderen Herausforderungen. Paartherapie erfordert spezifische Kenntnisse und Kompetenzen und stellt besondere Anforderungen an die Berater*innen/Therapeut*innen in Bezug auf Neutralität und die Fähigkeit, sich (gemeinsam mit den Paaren) auf Meta-Ebenen zu begeben.
Das Einnehmen der systemischen Perspektive, die Fähigkeit zur Kommunikation von Unterschieden, die Ausbalancierung von vielfältigen Einladungen des Paares und eine hohe Kompetenz zur Prozesssteuerung zeichnen das Profil erfolgreicher Paartherapeut*innen aus.
Wir bieten eine Weiterbildung in Paartherapie und Paarberatung an, die den Teilnehmenden diese beschriebenen Kompetenzen für das professionelle systemische Handeln in der Arbeit mit Paaren vermittelt. Praxistaugliche Konzepte, Methodenwissen und nicht zuletzt eine herzliche Atmosphäre sind die rahmenden Eckpfeiler dieser Weiterbildung.
Weiterbildungsinhalte
In den einzelnen Seminaren erfolgt grundsätzlich ein lebendiger Wechsel zwischen Theorie und Praxis mit folgenden Elementen:
Theoretische Inputs, Anwendungsübungen, Supervision mitgebrachter Praxisfälle, Selbstreflexion in Bezug auf die eigene Paar- und Beziehungserfahrung.
Systemtheoretische und konstruktivistische Ansätze sowie systemtherapeutisches Wissen bilden das Fundament dieser Weiterbildung, werden als Basiswissen der Teilnehmenden vorausgesetzt und darauf aufbauend aufgefrischt und vertieft.
Das paartherapeutische Konzept, das der Weiterbildung zugrunde liegt, bezieht neben dem aktuellen gegenwärtigen Kontext des Paares auch deren Vergangenheitserfahrungen und ihre Zukunftsperspektiven mit ein.
Die Weiterbildungsinhalte sollen
- sensibilisieren für die Implikationen der therapeutischen Triade,
- helfen, ein klares Verständnis der eigenen Rolle als Therapeut*in oder Berater*in zu erarbeiten,
- einen Zugang und ein Training von öffnenden Dialogen als zentrales Arbeitsmittel ermöglichen,
- eine Haltung von Respekt und Unvoreingenommenheit gegenüber Klient*innen sowie von Interesse und Wertschätzung gegenüber deren bisherigen Strategien vermitteln,
- die Fähigkeit für den Kontakt und die Begegnung mit den Paaren schulen,
- ein Spektrum von Interventionen, Techniken und kreativen Methoden vermitteln.
Neben dem umfassenden systemischen Bezugsrahmen fließen in die Weiterbildung und das paartherapeutische Konzept Ideen, Haltungen und Impulse aus körpertherapeutischen Modellen, aus alter Tradition der Achtsamkeitsphilosophie (Sensory Awareness) sowie aus den Potenzialen des nicht-choreografierten Paartanzes (Tango Argentino) ein.
Inhaltliche Schwerpunkte:
- Paare als soziale Systeme
- Paare als Sinn- und Kommunikationssysteme
- (Liebes-) Geschichten neu erfinden und/oder erzählen
- Unterscheidung von Liebesbeziehung und Partner*innenschaft
- Kybernetik II. Ordnung und die therapeutische Triade
- Konfliktmuster und Konfliktdynamiken
- Dynamik von Geben und Nehmen, innere Kontenführung und andere marktwirtschaftliche Aspekte von Paarbeziehungen
- Unterscheidung und Abgrenzung: Paarebene und Elternebene
- „Unerledigtes aus der Herkunftsfamilie“ – Mehrgenerationenperspektive und Genogrammarbeit
- lebenszyklische Aspekte von Paarbeziehungen: „Natürliche Krisen“
- Sexualität und sexuelles Begehren in der Dauerbeziehung
- Sexuelle Lust und Lustlosigkeit
- „Untreue zur*zum Partner*in als Treue zu sich selbst?“ Außenbeziehungen und sonstiges Drittes
- Sehnsuchtsdilemmata: Sehnsucht nach Intimität und Verschmelzung bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Autonomie und Unabhängigkeit
- Macht, Ohnmacht und Kontrolle – Gewalt in Paarbeziehungen
Methodische Schwerpunkte:
- Externalisierungsgespräche
- Fragen über Fragen
- erlebnisintensive Methoden und Übungen mit Paaren
- körperorientierte Vorgehensweisen als Zugang zur nicht-bewussten Dynamik des Paaren sowie zu Ressourcen und Potenzialen
- Skulptur- und Aufstellungselemente
- Arbeit mit Ritualen
- Empfehlungen und Experimente für Paare
- Stärkung der Berater*innenpersönlichkeit durch Übungen zu Wahrnehmung, Kontakt, Bezogenheit und Ausdruck